Zur Geschichte des Unternehmens Gebauer-Schwetschke

Die unter dem Dach Gebauer-Schwetschke vereinten Firmen Gebauer, Hemmerde und Schwetschke gehören ohne Frage zu den wirkungsmächtigsten Verlagen des 18. und 19. Jahrhunderts.
Das Unternehmen startete offiziell am 24. Oktober 1733 mit dem Erwerb der Offizin der Witwe Dorothea Juliane Orban durch Johann Justinus Gebauer (1710–1772). Nach Begründung des eigenen Verlags erschienen in den folgenden Jahren u.a. wichtige Werke wie Johann Georg Walchs Lutheredition und die Allgemeine Welthistorie sowie zahlreiche bedeutende Periodika wie Johann Christoph Gatterers Allgemeine Historische Bibliothek, die von Christian Adolph Klotz herausgegebene Deutsche Bibliothek der schönen Wissenschaften, Friedrich Justus Riedels Philosophische Bibliothek oder die Hallische Allgemeine Literatur-Zeitung. Daneben verlegte Gebauer wichtige Moralische Wochenschriften, die zunächst von Samuel Gotthold Lange und Georg Friedrich Meier besorgt wurden: Der Gesellige, Der Mensch, Das Reich der Natur und der Sitten und Der Glückselige. Johann Jacob Gebauer (1745–1818) legte als Nachfolger – neben der Weiterführung des bestehenden Verlagsprogramms – ein besonderes Gewicht auf naturwissenschaftliche Publikationen, u.a. das zunächst von Johann Ernst Immanuel Walch herausgegebene Journal Der Naturforscher.
Die zweite Wurzel der Firma Gebauer-Schwetschke bildet das kaum weniger bedeutende Unternehmen Carl Hermann Hemmerdes (1708–1782), der mit Klopstocks Messias ein Werk verlegte, das soviel Aufsehen erregte wie wenige andere im 18. Jahrhundert und – nicht zuletzt durch die Einführung des Hexameters ins Deutsche – die Generation der Weimarer Klassiker stark prägte. Weiterhin erschienen bei Hemmerde wissenschaftsgeschichtliche Meilensteine wie Alexander Gottlieb Baumgartens Metaphysica oder Johann Salomo Semlers Abhandlung von freier Untersuchung des Canon.
Hemmerdes Witwe hinterließ die Firma dem seit 1788 zum Mitbesitzer und nach ihrem Tod 1798 zum alleinigen Inhaber erklärten Carl August Schwetschke (1756–1839), dessen spätere Ehe mit der Tochter Johann Jacob Gebauers den Grundstein zur Fusion der Firma Hemmerde & Schwetschke mit dem Gebauerschen Unternehmen und schließlich zur Entstehung des Verlags Gebauer-Schwetschke um die Mitte des 19. Jahrhunderts legte.
Im Verlauf des 19. Jahrhunderts verzweigte sich das Unternehmen u.a. nach Leipzig, Braunschweig und Berlin, zugleich erfuhr der hallesche Stammbetrieb einen starken Ausbau und beträchtliche technische Modernisierungen. Der Verlag trat in dieser Phase u.a. mit buchhistorischen, heimatgeschichtlichen, politischen, kulturhistorischen, philologischen, religions- und naturwissenschaftlichen Werken, fremdschriftlichen Drucken, Tageszeitungen und einer Vielzahl weiterer Publikationen hervor.
Ab 1902 wurde das Unternehmen als GmbH, ab 1923 als Aktiengesellschaft betrieben. 1945 erfolgte die Enteignung und Demontage. Aus den Resten und mit Maschinen anderer Druckereien entstand 1948 der "VEB Druckerei der Werktätigen", der 1970 dem Druckhaus Freiheit zugeordnet wurde, woraus ab 1990 die heutige Mitteldeutsche Zeitung hervorging.
 

 Stammtafel Gebauer-Schwetschke